Offener Brief an Bürgermeister Jürgen Kirchner

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Kirchner,

es gibt kein Thema, welches in der Bevölkerung so kontrovers diskutiert wird, wie die am 28.06.2021 öffentlich vorgestellte massive Bebauung des Seeweges mit drei Wohngebäuden, je 4 Vollgeschossen plus Staffelgeschoss mit insgesamt 100 Eigentumswohnungen und einem Parkhaus auf ca. 6000 qm Grundstückfläche.

Dieses Grundstück liegt mitten in unserem Naherholungsgebiet und zusammen mit dem Rundweg, dem Freibad Wiesensee, der Skater Anlage, dem Freizeitbereich Alla Hopp stellt dieser Bereich ein Alleinstellungsmerkmal für Hemsbach dar. Deshalb darf eine Gewinnmaximierung beim Verkauf dieses Grundstückes nicht das alleinige Entscheidungsmerkmal sein. Vielmehr müssen städtebauliche Überlegungen gut durch dacht sein und im Einklang mit den Zielen des Naherholungsgebietes stehen.

Die Baukörper sind nicht in Bezug auf die besondere Lage entwickelt. Sie sind einer Standardplanung entliehen. Sie nehmen weder Bezug und Rücksicht zur angrenzenden Wohnbebauung noch auf die städtebaulich besondere Lage als Splittersiedlung in naturnaher Umgebung. Während sich die bestehende 4-geschossige Wohnbebauung in das Grün der Umgebung einfügt, dominiert die geplante Bebauung durch ihre Baumasse das städtebauliche Umfeld.

Die Baumasse aller Baukörper und die Gebäudestellung untereinander lässt keinerlei durch grünte Außenraumgestaltung zu, wie es an dieser Stelle notwendig wäre.

Aus Erfahrungen kann man feststellen, dass die Akzeptanz eines Parkautomates, wie hier geplant, erfahrungsgemäß nicht sehr hoch ist, sodass auch damit gerechnet werden muss, dass die zukünftigen Bewohner, den Wiesenseeparkplatz als Ausweichparkfläche benutzen werden und diese Fläche nicht mehr für Besucher der Freizeitanlagen zur Verfügung stehen wird.

Wird keine ausgewogene Bebauung und Gebäudekonzeption an dieser Stelle geplant, entsteht ein städtebaulicher Fehler mit gravierenden Folgen, die nicht mehr revidierbar sind.

Dagegen wehren sich viele Bürger von Hemsbach und fordern eine Mitsprache bei einer so wichtigen Entscheidung. Sie selbst stellen immer wieder heraus, wie wichtig Ihnen die Einbeziehung der Bürgerschaft ist. Dies ist eine Entscheidung von enormer Tragweite. Deshalb erwarten wir von Ihnen, dass Sie einen breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozess initiieren. Ihre Aussage, die Stadt wäre zu weit im Prozess vorgeschritten können wir so nicht stehen lassen. Denn der Gemeinderat hat am 28.6.2021 die Verwaltung beauftragt mit dem Familienheim Rhein Neckar Vertragsverhandlungen aufzunehmen, mehr nicht!

Von einer Freigabe zu einem Vertragsabschluss war nicht die Rede. Zudem gab es viele offene Fragenund kritische Anmerkungen, welche die Fraktionen eingebracht haben, die noch zu klären sind.

Betrachten wir andere Bauflächen, wie z.B. das Bauvorhaben Beltz dass mit seinen 3 – 4 stöckigen Einzelgebäude und 150 Wohneinheiten auf 16 600 qm Grundstücksfläche, so wird die viel zu massive Bebauung des Seeweges mehr als deutlich. Betrachtet man dabei noch das Zeitfenster, so wurde dieses Bauvorhaben im März 2018 erstmalig in der Verwaltung vorgestellt und bis heute liegt kein gültiger Bebauungsplan vor.

Für eine Bürgerbeteiligung ist es nicht zu spät. Wer für sich immer wieder heraus stellt, dass ihm Bürgerbeteiligung wichtig ist, kann sich von Fall zu Fall diese nicht aussuchen.

Daher fordern wir Sie nochmal auf, die Bürger in diesem Prozess mit einzubeziehen.


Mit freundlichen Grüssen


Marlies Drissler

Fraktionssprecherin


Offener Brief Bürgerbeteiligung Seeweg